Frische Ware aus
Holland
Vom niederländischen
Softwarehersteller und -vertreiber Eagleware sind zwei
neue Titel erschienen: "Fugitive" und "Samber". Was
taugen die Games?
von Malte Mundt
Entkommen?
Zuächst schauen wir uns das
Spiel "Fugitive" genauer an. Dessen Titel bedeutet
übersetzt "Flüchtling". Nach dem Start erscheint ein
schickes Interlace-Bild, das ich allerdings schon
irgendwo gesehen habe. Auf Space kommt man dann in's
Game, es erscheint ein "Fugitive"-Logo und darunter ein
Menü, in dem man die Spielschwierigkeit einstellen,
einen Blick auf die (lobenswerterweise abspeicherbare)
Highscoreliste werfen oder zwischen Musik und
Sound-Effekten wählen kann. Unten ist noch eine
Laufschrift zu sehen, in der die für die Programmierung,
Grafik und Sound verantwortlichen Leute genannt werden.
Ja,
und?
Doch worum geht es in dem
Spiel eigentlich? Darüber ist leider nirgends etwas zu
finden. Es existiert weder ein Game-Intro noch
irgendeine Hintergrundstory, auch die genannte
Laufschrift gibt keinen Hinweis. Na gut, es wird sich
wohl um ein Game handeln, in dem man von irgendwo
entkommen muß - dies verspricht Action. Also selecte ich
aus dem Menü 'Start Game' und bin mitten drin - in einem
kleinen Raumschiff, daß vor einem Planeten hängt und
dessen einzige Aufgabe es ist, von oben kommende
Flammen-Sprites abzuschießen. Bei Berührung mit diesen
gibt es Energie-Abzug. Ist die Energie weg, ist "Game
Over" - dies ist das ganze Spiel! Ich versuche noch
einige Male mein Glück. Doch so viele Flammen ich auch
abballere, es kommen immer neue, ohne Ende. Tue ich eine
Weile nichts und weiche nur aus, ohne zu schießen, lädt
sich meine Energie langsam wieder auf - offenbar richten
die Flammen auch nirgendwo Schaden an, sonst könnte man
sie ja nicht einfach vorbeifliegen lassen. Doch warum
soll ich sie dann abschießen?
Schwerer!
Also gehe ich ins Menü zurück
und stelle den Schwierigkeitsgrad etwas höher. Was
erwartet mich im Spiel? Nichts neues. Dasselbe
Hintergrundbild, und wieder die Flammen - bloß etwas
schneller. Mit der gigantischen Punktzahl von 207231
gehe ich wieder Game Over - das Schiff explodiert mit
der selben Explosionsanimation, wie sie bei den Flammen
verwendet wurde, lediglich in anderen Farben. Und wenn
ich oben von Sound-Effekten gesprochen habe, muß ich
mich korrigieren - es handelt sich um nur einen
Sound-Effekt, der immer wieder zu hören ist. Ein paar
mal versuche ich es noch - vielleicht kommt ja
irgendwann ein anderes Hintergrundbild? Doch falls es
eines geben sollte, niemand wird es jemals sehen, da
jeder schon nach der zweiten Runde gelangweilt des
Resetknopf gedrückt hat. Nach der ersten Runde mag man
es noch nicht glauben, wie schlecht das Spiel ist, nur
darum versucht man es ein zweites Mal.
Fazit
"Fugitive", dessen Name
nichts mit dem Spiel zu tun hat, besitzt
durchschnittliche Grafik (soweit vorhanden), recht gute
Musik, die aber auch nichts mehr hilft, und einen
Spielwitz gleich null. Das Softwareprodukt ist eine
Beleidigung für jeden C64-Freak und ist noch nicht
einmal einen Release einer Crackergruppe wert. Offenbar
wurde es nur produziert, um den spielehungrigen
Commodore 64-Fans noch etwas Geld aus der Tasche zu
ziehen und sie dann herbe zu enttäuschen. Eine Rechnung,
die niemals aufgehen kann, da dadurch der Abnehmerkreis
höchstens verkleinert wird. Also bloß die Hände weg!
Minus...
- kein Intro
- keine Story
- schlechte Spiel-"Idee"
- immer dasselbe
Hintergrundbild
- auch sonst keine
Abwechslung
- kein Spielziel zu erkennen
- nicht in Levels o.ä.
unterteilt, keinerlei Endmonster
... und
Plus
- einigermaßen akzeptable
Musik
Gesamtwertung:
10%
Bezugsquelle:
Eagleware International Products
De Fazant 42
7905 HD Hoogeveen
Holland
Das zweite Spiel von
Eagleware, das wir in dieser Ausgabe genauer unter die
Lupe nehmen, heißt "Samber" und ist von der bekannten
Gruppe Lepsi Developments.
Samber
tanzen
Nach dem Start erscheint ein
recht gut gezeichnetes Titelbild, das im FLI-Modus
angezeigt wird. Dieser wird allerdings nicht sonderlich
gut ausgenutzt. Ein "Press Fire!" lädt zum Spielen ein.
Doch worum geht in dem Game? Für Kenner der
Spiele-Vergangenheit reicht nur der Name eines alten
Titels, um diese Frage zu beantworten: "Lode Runner".
"Samber" ist ein Remake dieses Klassikers. Aufgabe ist
es, in einem Screen eine bestimmte Anzahl von Objekten
einzusammeln. Bei "Lode Runner" waren es Pakete, hier
sind es Diamanten.
Erinnerungen
Wie damals haben auch diesmal
wieder einige Typen etwas dagegen, daß man sich die
Dinger unter den Nagel reißt. Es sind aber keine Monster
oder ähnliches, sondern der Spielfigur sehr ähnliche
Wesen, jedoch mit dem Unterschied, das es tödlich ist,
diese zu berühren. Denn kommt man mit einem der
Verfolger in Kontakt, ist gleich eins der drei Leben
weg. Im Gegensatz zu "Lode Runner" ist hier die Grafik
nicht bloß einfarbig, sondern schön bunt und mit vielen
Details gezeichnet, das ganze Spiel läuft im
Multicolor-Modus ab. Es gibt aber keine einzelnen
Hintergrundbilder, sondern Grafik-Elemente, aus denen
die einzelnen Screens zusammengesetzt werden. Leider muß
der Spieler bald feststellen, daß es sich auch bei noch
so schönen Türen oder Häusern, wo man Bonus-Gegenstände
vermuten könnte, auch nur um Hintergrundgrafik handelt.
überhaupt gestaltet sich das Einsammeln der Diamanten
nicht besonders abwechslungsreich. Nirgends irgendetwas,
was man als Extra oder ähnliches identifizieren könnte.
Run not
Jump
Das Spiel gehört sicher in
die Kategorie Jump'n Run, obwohl der Schwerpunkt hier
klar auf dem Rennen liegt, während der Spieler das
Springen hier nicht beherrscht. Dafür kann er aber
unendlich tief fallen, was auch nötig ist, um an
bestimmte Plattformen heranzukommen. Um sich gegen seine
Verfolger zur Wehr zu setzen, hat man nur eine
Möglichkeit: Es lassen sich Löcher in die Plattformen
hauen, wo die Gegner dann hindurchfallen - leider können
aber auch sie unendliche Tiefen überleben, man ist sie
also nur für kurze Zeit los. Schnell ist es außerdem
passiert, daß durch ein Loch der Weg zu einem Diamanten
abgeschnitten ist. Da hilft nur warten, denn nach einer
Weile schließt es sich wieder. Meistens jedoch ist das
Zeitlimit sehr eng gesetzt, so daß man keine Zeit zu
warten hat. Dann heißt es schnell einen anderen Weg
suchen. Vorteilhaft ist es, wenn eine Plattform so dick
ist, daß das Loch nicht ganz hindurch reicht. Dann
nämlich verfangen sich ein oder mit Glück auch mehrere
Verfolger darin, solange, bis sich das Loch schließt. In
der Zwischenzeit kann man in aller Ruhe die Diamanten
einsammeln.
Während des Games läuft eine C64-Version
des Liedes "Billy Jean" von Michael Jackson. In höhren
Leveln soll es noch andere Musiken geben, doch diese
wird nur der geübte und geduldige Spieler erreichen,
denn sehr schnell sind die drei Leben futsch, und
Extra-Leben waren nicht zu sehen. Nach jedem
Lebensverlust wird kurze Zeit nachgeladen - dann
erscheint die Spielfigur jedoch wieder im selben Level -
wo auch sonst. Da auch noch ein softwaremäßiger Fastload
benutzt wurde, läßt sich das Spiel nicht auf
3,5"-Laufwerke wie FD-2000 oder 1581 kopieren,
ebensowenig wie auf eine HD. Ist das Spiel vorüber,
erscheint als Game-Over-Bild ein Typ, der auf einem
Stock reitet, an dem vorne ein Pferdekopf befestigt ist
- offenbar hatten die Programmierer gerade kein anderes
Bild.
Alles in
allem...
Insgesamt macht "Samber" zwar
einen annehmbaren Eindruck, denn die Grafik und die
Musik sind recht gut. Leider wurden zu der bewährten
Idee von "Lode Runner" aber keine neuen Spielelemente
hinzugefügt. Es ist lobenswert, daß Gruppen wie Lepsi,
die sonst eher für Demos bekannt sind, sich nun auch im
Spielebereich betätigen. Ein Demo schließlich schaut man
sich zwei oder drei mal an, während man mit einem Spiel
einige Stunden, Tage oder gar Wochen verbringen kann -
wenn es gut ist.
Minus...
- wenig Abwechslung
- keinerlei Extras oder
Bonushöhlen
... und
Plus
- akzeptable Grafik im
gesamten Spiel
- recht gute Musik
- das alte Prinzip macht
immer noch Spaß
Gesamtwertung:
60%
Bezugsquelle:
Eagleware International Products
De Fazant 42
7905 HD Hoogeveen
Holland